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Pädiatrische Gastroenterologie: Hilfe für Kinder mit Kurzdarmsyndrom

Zu den vordringlichen Therapiezielen bei Kindern mit einem Darmversagen bei Kurzdarmsyndrom gehört die Förderung der intestinalen Adaptation. Zur Behandlung steht das GLP-2-Analogon Teduglutid zur Verfügung, das die resorptive Kapazität des verbliebenen Darmes steigern kann.

Das Kurzdarmsyndrom bei Kindern (KDS) entsteht, wenn aufgrund von Schädigungen durch vaskuläre beziehungsweise entzündliche Erkrankungen, Traumata oder Tumoren ausgedehnte Dünndarmresektionen vorgenommen werden müssen und die verbleibende Länge des Dünndarmes nicht ausreicht, um das Kind mit genügend Mikro- und Makronährstoffen zu versorgen.

Vordringliches Therapieziel bei Kindern mit Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen (KDS-DV) sei die Förderung der intestinalen Adaptation, sagte Dr. med. Corinne Légeret, Oberärztin in der pädiatrischen Gastroenterologie am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB).

Nur dann könne der Darm ausreichend Nährstoffe und Flüssigkeit aufnehmen, die ein normales Wachstum und ein gesundes Aufwachsen der Kinder ermöglichten. Bei der Auswahl von enteralen Ernährungsstrategien, die den Prozess der physiologischen Adaptation des Darmes unterstützen, sollten Ärzte und Ärztinnen zunächst die Darmkontinuität prüfen und den Bedarf festlegen. Auch die Nahrungsbestandteile sind anzupassen. „So ist beispielsweise die intestinale Stimulation durch intakte Proteine größer als durch Hydrolysate.”



Medikamentöse Optionen


Unter den medikamentösen Therapien stünden Protonenpumpen-Inhibitoren und H2-Blocker zur Auswahl, die postoperativ in der hypersekretorischen Phase anwendbar sind, so die Ärztin. Bei hohem Flüssigkeitsverlust und Stoma-Output sei Loperamid ein mögliches Medikament der Wahl. Bei beiden genannten Therapien steige jedoch das Risiko für die Entwicklung von SIBO (small intestinal bacterial overgrowth). Daneben hat die Gastroenterologin auf Erythromycin zur Stimulation von Motilin-R hingewiesen sowie auf Colestyramin, das im Darm Gallensäuren binde und so Durchfall verhindern könne.


Darüber hinaus steht für die Behandlung des KDS das Glucagon-like-Peptid-2-(GLP-2-)Analogon Teduglutid (Revestive®, Takeda) zur Verfügung. Dabei handelt es sich um den bisher einzigen in der Europäischen Union zugelassenen intestinotrophen Wachstumsfaktor. Légeret erklärt: Während GLP-1 die Freisetzung von Insulin nach oraler Glucoseaufnahme und Magensaftsekretion hemme, begünstige GLP-2 die Proliferation des Darmepithels und hemme die Darmmotilität. GLP-2 werde von enteroendokrinen L-Zellen im terminalen Ileum und proximalen Kolon gebildet. Gegenüber nativem GLP-2 weist das GLP-2-Analogon Teduglutid durch den Austausch einer Aminosäure eine verlängerte Halbwertszeit auf. Der Wirkstoff führt zu einer Zunahme der Darmzottenhöhe und der Darmkryptentiefe. Mit dieser Vergrößerung der mukosalen Oberfläche im verbliebenen Darm kann die resorptive Kapazität des Restdarmes weiter gesteigert werden.


In einer randomisierten, doppelblinden Phase-3-Studie konnte die Wirksamkeit von Teduglutid belegt werden. 359 pädiatrische KDS-DV-Patientinnen und Patienten zwischen 1 und 17 Jahren wurden über 24 Wochen beobachtet. Eine Kohorte erhielt die Standardtherapie (n = 9), die andere eine unterschiedliche Dosierung von Teduglutid (0,025 mg/kg Körpergewicht [KG]/Tag: n = 24; 0,05 mg/kg KG/Tag: n = 26). Unter Teduglutid in der zugelassenen Dosierung von 0,05 mg/kg KG/Tag konnte der Bedarf an parenteralem Support (PS) gesenkt werden: 69,2 % (18/26) der behandelten Patienten erreichten innerhalb des Zeitraums eine Reduktion des PS-Volumens um ≥ 20 % gegenüber Baseline. Auch das Volumen und der Energiegehalt der enteralen Ernährung nahmen zu.


Gute Verträglichkeit


In einer 2021 publizierten gepoolten Analyse von 4 Studien konnte zudem gezeigt werden, wie sicher und gut verträglich das GLP-2-Analogon bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 17 Jahren mit KDS ist. Ausgewertet wurden dafür eine randomisierte 24-wöchige Phase-3-Studie, eine 12-wöchige Open-Label-Phase-3-Studie und die Interimsanalysen der Extensionsstudien beider Untersuchungen. Eingeschlossen wurden 89 mit Teduglutid behandelte Patienten, die vor der Therapie mit Teduglutid im Mittel seit 5 Jahren von parenteralem Support abhängig waren.


64 Patienten (71,9 %) erhielten eine Teduglutid-Therapie über mehr als 24 Wochen, die mediane Behandlungsdauer lag bei 51,7 Wochen. Das mediane Follow-up betrug 83 Wochen. Légeret zufolge waren die beschriebenen gastrointestinalen unerwünschten Ereignisse vergleichbar mit jenen der Standardtherapiegruppe der Phase-3-Studien. „Es wurden keine neuen Sicherheitssignale identifiziert”, betonte die Expertin. Romy König


Quellen: Hybrides GPGE-Symposium und Pressemappe: „Aktuelles Therapiemanagement bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom (KDS)“, 13. Mai 2022, Rostock; Veranstalter: Takeda


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