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Der lange Schatten einer Corona-Infektion: Müssen Omikron-Infizierte mit Langzeitfolgen rechnen?

Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können helfen.


Was sind die körperlichen Ursachen von Long-Covid?

Eine Corona-Infektion ist bei den meisten Menschen schon nach zwei Wochen überwunden. Bei Menschen mit einer Immunschwäche kann sie aber auch über Wochen oder Monate andauern. Laut Scheibenbogen gibt es dann allerdings kaum noch Hinweise auf das Virus: "Das hat man in der ersten Zeit vermutet, aber man hat jetzt viele Untersuchungen gemacht, sich auch Gewebe angeschaut. Dass das Virus noch persistiert und Long-Covid macht, ist eigentlich vom Tisch. „Stattdessen könnten bei Long-Covid auch eine Fehlsteuerung des Immunsystems oder Autoimmunreaktionen eine Rolle spielen. So fand eine neue, vorveröffentlichte Studie Hinweise auf Entzündungsreaktionen, die auch noch lange nach der eigentlichen Erkrankung im Körper zu Beschwerden führen können. Insbesondere bei schweren Verläufen kann es nach einer Infektion auch zu andauernden Gewebeschäden kommen, z.B. in der Lunge oder in den Gefäßwänden. Auch die Nebenwirkungen der Covid-19-Therapie selbst und die bei schweren Verläufen eingesetzten Medikamente können zu länger anhaltenden gesundheitlichen Problemen führen. Symptome des Chronischen Fatigue Syndroms ME/CFS können dabei durch eine Minderdurchblutung entstehen. Bei einer schweren Infektion wird das Immunsystem massiv hochgefahren. Anhaltende Entzündungsreaktionen können sich auf die Gefäße auswirken, unter Umständen entstehen sogar kleine Gerinnsel, die die Blutzufuhr behindern.



Wie stark sind Kinder von Long-Covid betroffen?

Eine Corona-Infektion bei Kindern verläuft zwar meist mild oder symptomfrei, doch auch bei Kindern wurden Long-Covid-Fälle beobachtet. Oft stellt sich erst Wochen später heraus, dass Kinder Corona hatten, weil sie beispielsweise unter Erschöpfung leiden. Dabei treten ähnliche Symptome wie bei Erwachsenen auf. Das heißt, sie leiden unter anderem unter chronischer Müdigkeit, Konzentrations- oder Schlafstörungen. Bislang fehlt es gerade bei Kindern jedoch an genauen Daten zu den Symptomen. Daher gibt es auch keine diagnostischen und therapeutischen Leitlinien oder spezielle Rehabilitationsprogramme für Kinder und Jugendliche. Das Krankheitsbild soll in Deutschland in dem Projekt "Long COCid" weiter erforscht werden. Ziel ist es auch, spezielle Behandlungen für Kinder und Jugendliche sowie deren Rehabilitation zu etablieren.

Prof. Dr. Monika Brunner-Weinzierl, Leiterin der Experimentellen Pädiatrie der Universitätsmedizin Magdeburg erläutert die Hintergründe der Studie: "Da Long-Covid-19-Symptome bei Kindern und Jugendlichen auch für Autoimmunkrankheiten charakteristisch sind, wollen wir untersuchen, ob Betroffene für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen oder Allergien besonders gefährdet sind." Die Forschenden suchen hierfür insbesondere nach immunologischen Markern, die auf eine Entzündung am Gefäßsystem im Gehirn hinweisen könnten. In seltenen Fällen kann bei Kindern auch Wochen nach einer Corona-Infektion das sogenannte "Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome", kurz PIMS, auftreten. Das ist eine sehr seltene Entzündungserkrankung verschiedener Organe und Blutgefäße. Seit Beginn der Pandemie bis zum 19. Dezember 2021 hat die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) 498 Fälle gemeldet. Die Symptome sind zum Beispiel Bauchschmerzen, Durchfall oder hohes, langanhaltendes Fieber. Behandelbar ist es allerdings sehr gut - mit Cortison oder Antibiotikatherapien.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Long-Covid?

Da noch unklar ist, was die Langzeitfolgen der Corona-Infektion verursacht, kann man bei Long-Covid bislang nur die Symptome behandeln. Nach bisherigen Beobachtungen bessert sich die Gesundheit bei vielen Betroffenen damit nach spätestens zwei bis drei Monaten. In einem Teil der Erkrankten kann Post-Covid allerdings länger anhalten, unter Umständen sogar dauerhaft bleiben. Bei funktionellen Einschränkungen oder kognitiven Leistungsminderungen sowie emotionalen Belastungen sind oftmals spezifische Therapien und Trainings sinnvoll. Bei verminderter Belastbarkeit gilt das "Pacing" als wichtiges Konzept, um eine Überlastung zu vermeiden.



Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie

Die Art der Behandlung ist abhängig vom jeweiligen Therapieschwerpunkt. So kann vor allem die Physiotherapie mit Atemtherapie, Krankengymnastik und manueller Therapie zur Förderung von Kraft, Ausdauer, Gehvermögen und Koordination eingesetzt werden. Mittels Ergotherapie lassen sich Wahrnehmung und Bewegung von Armen und Händen verbessern. Auch Konzentration und Gedächtnis lassen sich mit gezieltem Training verbessern. Emotionale Störungen wie Depressivität oder Ängste lassen sich psychotherapeutisch behandeln. Bei Sprachstörungen bzw. Schluckstörungen kann Logopädie sinnvoll sein.


Besonders schwer Betroffenen kann dann eine Reha helfen.

Eine Erfolgsgarantie gibt es dafür aber leider nicht. Außerdem seien die Reha-Plätze knapp und die Wartelisten lang, so Prof. Scheibenbogen. In Zukunft sollen mehr Versorgungsstrukturen für Long-Covid geschaffen werden, erklärt auch die neue Bundesregierung. Mittlerweile bilden sich immer mehr Selbsthilfegruppen: Mit anderen Betroffenen darüber zu sprechen hilft mit der Erkrankung umzugehen. Da die Ursachen von Long-Covid unklar sind, ist eine gezielte medikamentöse Behandlung noch nicht verfügbar. Momentan wird untersucht, welche bereits zugelassenen Medikamente bei Long-Covid Symptomen helfen können - zum Beispiel, um Entzündungsreaktionen zu bremsen oder die Durchblutung zu verbessern.


Unser Praxis in Scharnebeck und Lüneburg verfügen über Long- COVID zertifizierte Therapeuten.

Sprechen Sie mit uns!


Von Ralf Kölbel, Antonia Weise und Lilly Zerbst, SWR


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